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Die Ausstellung Bakuba & Mbuti – Living Patterns widmet sich zwei bedeutenden Textiltraditionen Zentralafrikas. Gezeigt werden Werke der Bakuba und der Mbuti aus dem 19. und 20. Jahrhundert – Ausdruck vielschichtiger visueller Sprachen, die kulturelles Wissen, soziale Ordnung und gestalterische Prinzipien in Textil übersetzen.
Im Bakuba-Königreich entstanden aus den Fasern der Raffiapalme komplex gearbeitete Stoffe, die durch Techniken wie Sticken, Applizieren, Schnittflor und Färben strukturell dichte Muster erzeugen. Sie folgen Prinzipien von Repetition und Variation – formal streng, doch offen für individuelle Modulation. Die Textilien markieren soziale Zugehörigkeit, begleiten rituelle Praktiken und dokumentieren ein System visueller Kommunikation.
Die Rindentücher der Mbuti, aus der inneren Borke des Ficus-Baums gewonnen, sind gemeinschaftliche Arbeiten, bei denen ornamentale Zeichnungen mit pflanzlichen Pigmenten aufgetragen werden. Die freien, oft asymmetrischen Linien sind nicht hierarchisch aufgebaut, sondern folgen einer Logik von Beziehung, Bewegung und Umweltwahrnehmung.
Diese textile Gestaltung ist tief in weiblicher Expertise verankert. Sie basiert auf einem kulturellen Wissenssystem, das über Generationen hinweg weiterentwickelt wurde – durch Praxis, Beobachtung und soziale Einbindung.
Die Wahrnehmung dieser Textilien in westlichen Kunst- und Designkontexten war lange von (post-)kolonialen Perspektiven und Machtverhältnissen geprägt. Ihre gestalterischen Prinzipien wurden oft aus dem kulturellen Zusammenhang gelöst und übernommen, ohne deren Herkunft, Wissen und künstlerische Qualität anzuerkennen. Bakuba & Mbuti – Living Patterns versteht diese Werke als eigenständige Beiträge zur Gestaltung und Wissensproduktion im globalen Kontext.
Die gestalterische Sprache der Bakuba und Mbuti wirkt bis heute nach – in Kunst, Design und visueller Kultur. Ihre Prinzipien haben Eingang in textile Gestaltung, Objekt- und Raumkonzepte auf der ganzen Welt gefunden. Sie bezeugen nicht nur die formale Intelligenz dieser Werke, sondern auch ihren Einfluss als autonome Ausdrucksformen im globalen künstlerischen Diskurs.
Bakuba & Mbuti – Living Patterns zeigt textile Systeme, die durch ihre visuelle Komplexität, kulturelle Tiefe und gestalterische Stringenz zentrale Fragen von Form, Bedeutung und Überlieferung aufwerfen – und damit neue Perspektiven auf eine globale Kunstgeschichte eröffnen, die vielfältiger gedacht und erzählt wird.