
Die Ausstellung Floating Worlds widmet sich der reichen Tradition des Ukiyo-e, einer der bedeutendsten Strömungen der japanischen Kunst. Zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert entstanden Holzschnitte, die das urbane Leben der Metropole Edo ebenso festhielten wie Landschaften, Schauspielerporträts oder intime Szenen. Sie übersetzen ein Lebensgefühl, das vom flüchtigen Moment, von Schönheit und Vergänglichkeit geprägt war – und das in der westlichen Welt zu einem Synonym für die „Bilder der fließenden Welt“ wurde.
Die Meister dieses Genres – darunter Utagawa Hiroshige, Katsushika Hokusai, Kitagawa Utamaro und Toshusai Sharaku – verbinden technische Virtuosität mit einem unvergleichlichen Gespür für Form, Rhythmus und Atmosphäre. Ob tosende Meereswellen, stille Flussläufe, nächtliche Stadtansichten oder die Anmut der Kabuki-Schauspieler: die Bildwelten des Ukiyo-e eröffnen eine Poetik des Augenblicks, in der das Alltägliche zum Träger universaler Bedeutung wird.
Besonders bemerkenswert ist die Freiheit, mit der japanische Künstler Schnee, Regen, Nebel und Wasseroberflächen darstellen – jenseits naturalistischer Zwänge. Durch Farbverläufe, Prägungen oder dem Spiel mit Raumtiefe und Flächigkeit entwickelten sie Bildsprachen, die später auch die europäische Avantgarde nachhaltig prägten. Künstler wie van Gogh, Monet oder Matisse entdeckten in den Ukiyo-e neue Formen der Abstraktion und Perspektive, die ihre eigene Arbeit radikal veränderten.
Neben Landschaften zeigen die ausgestellten Werke auch bijinga – Darstellungen schöner Frauen – sowie shunga, intime Szenen des Künstlers Utamaro, die das Spannungsfeld zwischen Eleganz, Erotik und Gesellschaftlichem Alltag sichtbar machen. Gemeinsam zeugen sie von der Vielfalt des Ukiyo-e, das urbane Kultur, Naturerfahrung und soziale Realität gleichermaßen ins Bild setzt.
Im Dialog mit diesen historischen Arbeiten präsentiert die Ausstellung ausgewählte Glasobjekte von Eloa unique lights. Die schwebenden Leuchtkörper Pleiades, inspiriert vom Sternbild der sieben Schwestern, entfalten im Raum eine kosmische Leichtigkeit: sie reflektieren Licht, zeichnen bewegte Muster und entfalten durch ihre muschelartigen Formen eine dynamische Körperlichkeit. Erstmals gezeigt wird außerdem Eridani – ein Leuchtobjekt, das verkohltes Holz mit mundgeblasenem Glas verbindet und so Vergangenheit und Gegenwart, Naturmaterial und zeitgenössische Gestaltung verschränkt.
Floating Worlds öffnet ein Fenster in eine Bildwelt, in der Flüchtigkeit und Beständigkeit, Natur und Kultur, Intimität und Öffentlichkeit in einzigartiger Weise ineinandergreifen. In den Werken des Ukiyo-e verbinden die Beobachtung des Alltäglichen und formale Radikalität zu einer Kunst, die bis heute zwischen Ost und West, Tradition und Avantgarde vermittelt.
Im Dialog damit entfalten die Glasobjekte von Eloa eine zeitgenössische Resonanz: Sie übersetzen das Prinzip der fließenden Welt in skulpturale Formen von Licht und Transparenz, die gleichsam kosmisch und sinnlich wirken. So verbindet die Ausstellung historische Tiefe mit gegenwärtiger künstlerischer Forschung und öffnet neue Perspektiven auf eine globale Kunstgeschichte von Bild, Raum und Zeit.