Ein Mädchen schneidet sich aus Solidarität mit den Frauen die Haare ab. Viele Frauen in Iran und weltweit greifen zu dieser Geste, um Mitgefühl auszudrücken und ein Zeichen gegen die Ungerechtigkeiten zu setzen, die Frauen widerfahren. Es ist ein symbolischer Akt, bei dem Frauen ihr äußeres Erscheinungsbild opfern, um den Ruf nach Gleichberechtigung sichtbar zu machen.
Der Ausdruck „abgeschnittenes Haar“ war in der Vergangenheit ein Begriff, der Frauen bezeichnete, die ein Verbrechen begangen hatten, denn als Strafe wurde ihnen das Haar abgeschnitten. Heute wird die Wendung oft als Fluch oder Schimpfwort verwendet. Wenn Frauen sich also heutzutage bewusst die Haare schneiden, machen sie sich dieses historische Symbol zu eigen, als Akt des kollektiven Widerstands. Es ist, als ob wir alle gemeinsam ein „Verbrechen“ begehen, indem wir unser Haar opfern, um auf Missstände aufmerksam zu machen.
Darüber hinaus hat das Haareschneiden in der Geschichte iranischer Frauen eine tiefere, rituelle Bedeutung: Es war eine alte Trauertradition, wenn Frauen einen geliebten Menschen etwa ihren Ehemann oder ein Familienmitglied – verloren hatten. In diesem Sinne steht das Abschneiden der Haare auch heute für Trauer, Mitgefühl und kollektiven Schmerz.